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Ulrich Pinter vertrat die Ansicht, daß man durch die
Beseitigung dieser Hürden den Markt für solche Produkte wiederbeleben
konnte. Er erfand und patentierte daher einen Bügel, mit Hilfe dessen die
Zeit für die Verlegung der Mönch-und-Nonne- Ziegel wesentlich herabgesetzt
und das Rutschen der Ziegel verhindert werden konnte.
Die kleine
Ziegelei aus Bassano, die Ulrich Pinter belieferte, konnte schon bald mit
dem großen Bedarf an Mönch-und-Nonne-Ziegeln nicht mehr Schritt halten.
Als Ulrich Pinter beschloß, selbst eine Produktionstätigkeit zu starten,
kam es zu einem Wendepunkt in der Geschichte des Betriebes.
In der
Fraktion Ceramica der Gemeinde Ton im Nonsberg stellte die bekannte
Ziegelei Dalle Case von 1875 bis 1975 Dachziegel her. Der Gründer dieser
Ziegelei hatte entdeckt, daß der Boden in der Gegend um Ton viel Lehm
enthält. Deshalb gab er darauf seiner Siedlung den Namen Ceramica (ital.
für Keramik). Im Jahre 1955 wurde das Werk an die Valdadige Laterizi AG
vermietet, die 1981 aber in Konkurs geriet. Die Fabrik wurde stillgelegt
und wurde geschlossen, bis die von Ulrich Pinter gegründete Ton GmbH im
März 1986 die Nachfolge antrat. Die Firma renovierte das verlassene und
seit Jahren dem Verfall preisgegebene Werk und setzte die Maschinen wieder
in Gang. Benannt wurde die Firma nach dem Dorf Ton, einem ehemaligen
Besitztum der Grafen Thunn von Hohenstein. Denn "Ton" heißt auch das
Material, mit dem der Betrieb arbeitet.
So wurde das kleine
"Wunder" von Molinà offenbart. Schwerlich hätte sich ein anderes,
auch noch so großes Unternehmen gefunden, das den Mut aufgebracht hätte,
die Produktion in einer seit geraumer Zeit stillgelegten und dermaßen
veralteten Fabrik wiederaufzunehmen. Hier bedurfte es eines Mannes, der
über tiefgreifende Marktkenntnisse verfügt und der sich selbst und seinen
eigenen unternehmerischen Fähigkeiten vertraut. Es bedurfte einer hohen
Risikobereitschaft, um fünf Milliarden Lire in dieses Unternehmen zu
investieren. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß die Verarbeitung von
Tonziegeln mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Wer sich damit
beschäftigt, muß eine große Erfahrung besitzen, da sich jede Lehmsorte von
der anderen unterscheidet und daher bei der Verarbeitung, beim Trocknen
und beim Brennen unterschiedlich behandelt werden muß.
Bis 1991
beschäftigte sich die Firma Ton ausschließlich mit der Produktion. Am 1.
Januar 1992 übernahm sie schließlich die gesamte Handelsstruktur von
Molinà, die ihrerseits zu einer der Vertriebsabteilungen der Ton GmbH
wurde. Die garantierte Frostbeständigkeit und die stets zunehmende
Qualität des Materials führten zu einer anhaltenden
Verkaufssteigerung.
Die Qualitätsgrundlage der Molinà-Produkte ist
der Rohstoff. Er besteht aus einer Mischung von drei Lehmsorten, die aus
dem Nonstal und aus den Regionen Emilia Romagna und Venetien stammen.
Diese werden mit Sorgfalt verarbeitet und bei einer Temperatur von über
1.050 °C eine lange Zeit im Ofen gebrannt. Dieser Verarbeitungsprozeß
ermöglicht es, die strengen schweizerischen "Sursee"-Kontrollen zu
bestehen, welche die Tonstücke zur Überprüfung ihrer Widerstandsfähigkeit
750 Frost-Tauzyklen (bei Temperaturschwankungen von -25°C bis +35°C)
unterziehen, sowie natürlich die 150 Testzyklen der deutschen Norm DIN
52251, während die italienische Gesetzgebung nur 25 Zyklen
vorsieht.
Der Weg, der bis zum Erlangen dieser Zertifikate
zurückgelegt werden mußte, war lang und beschwerlich. Etliche
internationale Fachleute wurden zu Rate gezogen, um den Lehm des Nonstals
"verstehen" zu lernen und die geeignetsten Mischungen und Brennvorgänge zu
finden.
Die Ästhetik der Ziegel wird anhand der Engobe aufgewertet.
Es handelt sich dabei um ein System, das die natürliche Färbung des Lehms
nutzt, ohne auf chemische Stoffe zurückzugreifen. Diese Methode ermöglicht
es, eine breite Farbenpalette zu erhalten, um für das Dach eines jeden
Gebäudes die geeigneten Nuancen zu finden. Beispielhaft sind die
Restaurierungen der Dächer von Pompeji, die mit den "tegulae et imbrices"
verwirklicht wurden, einer originalgetreuen Nachbildung der während der
Ausgrabungen zutage gebrachten Fundstücke. Hier fand ein erfolgreiches
Zusammenspiel zwischen Antike und Moderne statt, welches für den Betrieb
Anlaß zu besonderer Genugtuung ist, nicht zuletzt im Hinblick auf die
Besonderheit und Komplexität dieser Arbeit.
Molinà darf heute stolz
darauf sein, daß sie ihren Kunden ein Produkt bieten kann, welches noch so
wie vor 100 Jahren, mit seinen weichen Pastelltönen und natürlichen
Farbnuancierungen, hergestellt wird; somit trägt sie zum Schutz und zur
Verschönerung der Landschaft bei, da ihr wesentliches Augenmerk seit jeher
der Bauart und der Farbe der Dächer galt.
Die Ton GmbH hat sich
zwei Dinge zum Ziel gesetzt:
- Mit der Abteilung Molinà beabsichtigt das Unternehmen, seine
Mitmenschen für die Kultur der Tondachziegel, aufgrund der natürlichen
Schönheit des Produktes und zugunsten eines ausgeglichenen
Landschaftsbildes, zu sensibilisieren.
- Mit dem Aufbau der Abteilung Geo-Sana gilt es hingegen, die
Verwendung von getrockneten und ungebrannten Mauersteinen aus Tonerde
und von Lehmputzen zu verbreiten und somit zum natürlichen Bauen und zum
Leben in einer gesunden Umgebung beizutragen.
Im Juni 1996 wurde
der Ton GmbH das Qualitätszertifikat nach ISO 9002 für die
Ziegelherstellung zuerkannt. Im November 1998 erhielt sie außerdem die
Auszeichnung "Premio Qualità Italia" (italienischer Qualitätspreis) für
das Gebiet der Drei Venetien.
Für die Zukunft hält die Ton GmbH
allerdings noch weitere Neuheiten im Bereich des Bauwesens bereit. Dabei
verfolgt sie stets das Ziel, die eigenen Technologien zu erweitern, die
auf der Qualität, auf der natürlichen Schönheit und auf der Naturnähe der
Produkte beruhen. |